
Ein Bericht von Andreas Bund:
Drei AthletInnen der Tri Post Trier haben sich dieses Jahr für die Ironman-WM in Kona/Hawaii qualifiziert und standen am 6. und 8. Oktober an der Startlinie: Sara und Andreas Bund sowie Uwe Reitz. Hier ist ein kurzer Bericht wie es uns ergangen ist.
Prolog
Vorweg: Ich beschränke mich hier auf die Rennen und schreiben nichts zu den aktuellen Entwicklungen rund um die Ironman-WM, Stichworte Kosten, Wertigkeit der WM, getrennte Renntage für Frauen und Männern usw. Ich hätte dazu einiges zu sagen, aber das Ganze ist zu komplex, um es hier differenziert zu verhandeln. Nur eines: Weil es für die zweiRenntage zu wenige Volunteers gab, musste Ironman die Zahl der Verpflegungsstationen reduzieren, so gab es auf derRadstrecke nur noch alle 10 Meilen eine Station, auf der Laufstrecke alle 1,5 Meilen. Das erwies sich für viele AthletInnen als grenzwertig, vor allem beim Laufen!
Ergebnisse
Sara: 13:54 Std. (1:09/6:47/5:41), Ak-Platz 184 von 199.
Uwe: 12:29 Std. (1:29/6:17/4:29), Ak-Platz 67 von 201.
Andreas: 10:53 Std. (1:15/5:36/3:50), Ak-Platz 47 von 388.
Erster Renntag, Donnerstag, 6. Oktober 2022: Sara und Uwe
Race-day für Sara und Uwe! Shuttle-Busse, die am Alii-Drive hin- und herfahren, bringen Sara und mich zum Schwimmstart, Uwe wohnt nahe und kann zu Fuß gehen. Der Startschuss für Sara fällt um 6.40 Uhr, Uwe folgt 50 Minuten später um 7.30 Uhr.
Schwimmen
Schwimmen in der Bucht von Kona, Start am Pier, 1900 Meter hin und zurück, natürlich wie immer ohne Neo. Sara bewältigt die Strecke in 1:09 Std. und verlässt das Wasser auf Ak-Platz 52. Sie lässt sich etwas Zeit in der Wechselzone (wo gibt es die Sonnencreme?) und fährt dann mit einem Lächeln an mir vorbei, ca. 6 Std. Radfahren stehen ihr bevor. Uwe bringt das Schwimmen in 1:29 Std. hinter sich, seine stärkste Disziplin kommt jetzt.
Radfahren
Gute 180 Km auf dem Queen K-Highway mit dem Wendepunkt in Hawi und inklusive der obligatorischen Cross-Winde. Sara weiß, dass sie ein paar Plätze verlieren wird, aber sie verpflegt sich gut (diesmal auch mit einem Sandwich an der personal needs-Station) und kämpft tapfer gegen Hitze und Wind an. Nach 6:47 Std. hat sie es geschafft und steigt in (noch) ganz guter Verfassung vom Rad. Uwe macht auf dem Weg nach Hawizunächst viele Plätze in seiner Ak gut, aber auf dem Rückwegmuss er bei Km 150 einen Platten flicken. Schade, dass kostet Zeit und er verliert wieder ein paar Plätze! Am Ende vermeldet der Ironman-Tracker einen Radsplit von 6:17 Std. für Uwe.
Laufen
Der Marathon ist bei jedem Ironman die Nagelprobe für Körper und Geist (etwas schwulstig formuliert), aber in Kona wohl noch mehr als anderswo! Schon bald kommt Sara den Alii-Drive runter und ich feuere sie lautstark an. Nach dem Wendepunkt geht es zurück nach und durch Kona, die Palani-Road hoch und dann auf den laaaangen Highway; kein Schatten mehr, keine ZuschauerInnen und jetzt auch kaum noch Verpflegungsstationen! Leider meldet sich bei Sara schon bald wieder der Magen, ab Km 15 erzwingen andauernde Magenkrämpfe die eine oder andere Gehpause! Sie hält durch, aber der Tag wird jetzt doch länger als erhofft. Und trotzdem: Nach 5:41 Std. und einer Gesamtzeit von 13:54 Std. kommt sie fix und fertig, aber auch überglücklich ins Ziel, „You are an Ironman!“ ruft ihr Mike Reilly nochmal zu. Auch Uwe leidet auf der Laufstrecke, beim Eingang ins Energy Lab holt er Sara ein und die beiden laufen ein kurzes Stück gemeinsam. Schließlich verabschiedet er sich jedoch, kämpft sich mit einem Laufsplit von 4:29 Std. in seiner Ak bis auf Platz 67 und überquert nach 12:29 Std. die Ziellinie. „You are an Ironman!“.
Zweiter Renntag, Samstag, 8. Oktober 2022: Andreas
Jetzt bin ich dran! Der Tag ist sonnig und heiß, aber der Wind hat nachgelassen. Auf dem Rad werde ich es einfacher haben als Sara und Uwe. Eine Stunde nach den Profis, um 7:30 Uhr, ertönt das Startsignal.
Schwimmen
Massenstart mit ca. 400 Athleten in meiner Ak, ich mittendrin, also ein wenig Waschmaschine. Es geht aber, ich komme gut in den Wettkampf und das Wendeboot kommt (zumindest gefühlt!) schneller als erwartet. Der Rückweg dauert länger, auch wegen der Strömung in der Bucht von Kona. Nach 1:15 Std. laufe ich die Treppen hoch auf den Pier, laufe unter den Duschen durch und greife mir den Radbeutel; Platz 168 in der Ak.
Radfahren
Zum ersten Mal mit neuen Rahmen (weil nach dem letzten Wettkampf die Fluggesellschaft mein Rad nur noch in Einzelstücken angeliefert hatte), bei der einzigen Probefahrt war mir noch die Kurbel abgefallen. Erst hier auf Hawaii habe ich mich mit dem neuen Rad vertraut gemacht. Aber es fährt sich gut! Sara und Uwe feuern mich auf der Palani-Road nochmal an. Bei Km 50 überholt mich Thorsten „Torso“ Schröder, der ARD-Nachrichtensprecher und fährt zunächst davon. Bei Km 90,Anstieg nach Hawi, taucht er vor mir wieder auf. Ich überhole ihn und sehe ihn erstmal nicht mehr wieder. Die Verpflegung auf dem Rad wird schwierig: Die Mischung aus Gels und Maltodextrin in meiner Rahmenflasche ist viel zu süß geraten, ich befürchte, dass das mein Magen nicht mitmacht und lasse es lieber bleiben. Auf einem Cliff-Riegel kaue ich 10 Minuten rum. Bei der letzten Verpflegungsstation nehme ich eine Cola auf, die mir gleich wieder aus der Halterung fällt. Ich hätte umkehren und sie aufsammeln sollen, aber wer tut das schon? Für die letzten 25 Km habe ich nichts mehr zu trinken an Bord, die Sonne brutzelt munter und ich kann die Pace nicht mehr ganz halten. Als ich Kona erreiche fährt Thorsten Schröder wieder neben mir und wir steigen gemeinsam vom Rad. 5:36 Std., nicht die Zeit, die ich mir erhofft hatte, aber Sara ruft mir zu, dass ich in der Ak jetzt zwischen Platz 90-100 bin, um die 70 Plätze habe ich wohl gut gemacht.
Ziemlich ausgetrocknet, gönne ich mir noch in der Wechselzone zwei Cola, dann geht’s los – und stelle fest, dass es überraschend gut geht: Eine zunächst Sub 5er- und später um 5er-Pace kann ich zwischen den Verpflegungsstellen bis zum Ende gut laufen. An den Aid stations nehme ich mir aber von Anfang an viel Zeit – immer die gleiche Prozedur: Wasser, zwei Becher Cola, Eis in den Wettkampfanzug, nochmal Wasser über Kopf und Beine. Die Unlust auf Süßes (außer Cola) bleibt. Sieben Gels habe ich dabei, alle bleiben in der Tasche. Ich laufe den Marathon ausschließlich auf Wasser- und Cola-Basis. Was mich ab Km 20 ausbremst, sind heftige Muskelkrämpfe, meist im linken Bein. Sie sind so intensiv, dass ich einige Male auf dem Highway stehe und vor Schmerzen laut losbrülle. Gottseidank kann ich sie rausdehnen, aber das dauert jedes mal zwei, drei Minuten.Schade, sonst wäre sicher eine bessere Zeit als die 3:50 Std. für den Marathon drin gewesen. Mit einer Gesamtzeit von 10:53 Std. lande ich schließlich auf Platz 47 meiner Ak.